Angst vorm Ungewissen? So kannst du mit ihr auf Reisen umgehen
Sie schleicht sich an, die Angst vorm Ungewissen. Fängst du erst an zu grübeln, fallen dir unendlich viele Dinge ein, was dir auf Reisen alles passieren könnte und was schief laufen könnte. Widerstehst du nicht dem Drang, kann die Wucht an Ängsten und Befürchtungen dich lähmen.
Jetzt bringt dich keiner mehr dazu in diesen Flieger zu steigen und das Abenteuer ist vorbei, bevor es überhaupt losging.
Das muss nicht sein.
Ich zeige dir, wie du mit deiner Angst umgehen kannst und was dir konkret hilft.
Nicht alle Ängste und Sorgen kannst du überwinden, aber du kannst lernen anders mit ihnen umzugehen und dich nicht mehr davon stoppen zu lassen. Auf eine Art veränderst du deinen Blickwinkel und schaust mit etwas Abstand auf die Situation. Mehr dazu später…
Die Angst vorm Ungewissen
Bevor wir jedoch in die Hilfe und Lösungsansätze springen, lass uns kurz darüber sprechen, wovor du Angst hast.
Was ist, wenn…
Deine Gedanken drehen sich im Kreis, immer stellst du dir die gleichen Fragen:
Was ist, wenn ich beklaut oder überfallen werde. Dann ist alles weg, der Reisepass, das Bargeld, die Kreditkarten, vielleicht ist sogar dein ganzer Rucksack weg. Schon alleine die Vorstellung ist ein Alptraum für jeden Backpacker.
Was ist, wenn ich krank werde. Hohes Fieber habe und das Bett nicht verlassen kann. Wer hilft mir dann? Wo finde ich einen guten Arzt? Und immer die Frage, ob ich hier gut versorgt werde.
Was ist, wenn ich Heimweh bekomme und einfach nur nach Hause will, weil ich einsam bin und unendlich meine Freunde vermisse.
Was ist, wenn ich pleite bin. Ich bin immer so ein Chaot und schaue nie auf meinen Kontostand. Das Geld ist sicher im Nu alle.
Was ist, wenn…
Irgendwie steckst du in deinem eigenen Film fest und kennst das Drehbuch nicht. Hinter jeden Ecke lauern Gefahren und die Story wird immer mehr zu einem Horrorfilm. Es kann so viel passieren. Überall siehst du Gefahren und negative Erlebnisse.
Manchmal sind es nicht deine eigenen Gedanken, sondern die Befürchtungen von Anderen. Besorgte Eltern oder Großeltern, die dir diese Sorgen einpflanzen und deine Unsicherheit schüren.
Bin ich dem gewachsen?
Noch dazu kommen deine nagenden Selbstzweifel:
Ich bin so ein Angsthase, wie ich mich kenne kneife ich sowieso im letzten Moment und verpasse all den Spaß.
Ich bin so chaotisch und werde garantiert nichts auf die Reihe bekommen, überall Sachen liegen lassen, den Bus verpassen und total gestresst sein.
Ich habe keinerlei Erfahrung als Backpacker und weiß gar nicht, auf was ich mich da einlasse und ob ich es überhaupt mag.
Ich spreche nicht die Sprache vor Ort, wie soll ich mich bloß verständigen. Und mein Englisch ist auch nicht das beste.
Die ganze Idee war verrückt, dass ich als Backpacker durch die Weltreise könnte. Das ist eindeutig eine Nummer zu groß für mich. Da bleib ich doch besser gleich daheim.
Alles ist fremd
Schon alleine die Vorstellung, mitten in Hong Kong zu stehen, macht dir Angst: Ich werde die Leute nicht verstehen, kann nicht nach dem Weg fragen und habe keine Ahnung, was ich da gerade esse. Überall um mich herum sind Leute, drängeln und eilen in eine Richtung. Und ich mitten drin, ohne Plan.
Das erste Mal in Asien kann überwältigend sein, so viele neue Eindrücke, Gerüche, Laute und noch dazu die schwüle Hitze strömen auf dich ein. Irgendwie scheint alles anders abzulaufen, nur checkst du es noch nicht wie. Du hast Angst dir den Magen zu verderben oder aus Versehen Hund zu essen (sorry für das Klischee). Alles ist dir im Moment zu viel.
Eigentlich sehnst du dich nach etwas Vertrautem und steuerst deshalb das nächste Fastfood-Restaurant an. Nicht weil du dort jemals zu Hause isst, sondern weil du es kennst und es dir irgendwie Sicherheit gibt. Das ist okay. Es ist ein Ort zum Durchatmen, deine kleine Insel.
Ich verliere die Kontrolle
Daheim kennst du dich aus. Du weißt, wo du einkaufen kannst und kennst die Produkte. Die Wege sind dir vertraut. Und du bist umgeben von bekannten Gesichtern. Auf Reisen ist auf einmal alles anders.
Schon alltägliche Sachen werden zur Herausforderung, mit dem Bus fahren und die Waschmaschine zu bedienen. Kaum hast du dich an die neue Umgebung gewöhnt, fährst du schon wieder weiter. Und das ganze Spiel begingt von vorne.
Normalerweise bist du ein sehr selbstständiger Mensch, aber unterwegs bist du laufend auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen. Richtig fragen kannst du sie jedoch nicht, da ihr nicht die gleiche Sprache sprecht. Es gibt Situationen, wo du Angst hast die Kontrolle komplett zu verlieren.
Was hilft auf Reisen, weniger Angst vorm Ungewissen zu haben
Findest du dich in einigen Punkten wieder, aber willst dich nicht geschlagen geben. Dann habe ich ein paar Tipps, wie du dich deinen Dämonen stellst. Und ich verspreche dir, es wird mit der Zeit leichter. Vor allem lernst du mit der Ungewissheit zu leben, denn auf Reisen hast du nicht immer alles im Griff.
Fantasie oder Tatsache?
Stell dir die Frage: Ist es nur eine Befürchtung oder gibt es tatsächlich ein Problem oder eine Gefahr?
Ist es nur deine Fantasie, erkenne sie als solche an. Wir neigen alle gerne zu Übertreibungen und malen uns ein schlimmes Szenario aus. Geraten wir erst in einen abwärtsgehenden Gedankenstrudel, wirken die dunklen Wolken umso bedrohlicher. Mach dir klar, dass das Problem nur in deinem Kopf ist und die Situation hoffentlich nie eintreffen wird.
When you realize your mind creates your reality.
Ich es ein tatsächliches Problem, kannst du nach einer Lösung suchen. Es ist jetzt keine abstrakte Bedrohung mehr und dadurch gleich weniger angsteinflößend, da du aktiv werden und es beseitigen kannst. Betrachte das Problem mehr als Herausforderung, und mit jeder gemeisterten, erreichst du ein neues Level.
Fast wie bei einem Spiel. So wirst du mit der Zeit routinierter und die kleinen Sachen, die dich am Anfang nervös gemacht haben, schaffst du jetzt mit links. Mit jeder Herausforderung wächst du weiter.
Was kann schon passieren?
Das mag sich jetzt vielleicht schräg anhören, aber einigen hilft es sich auszumalen, was im Detail alles schief laufen könnte. Sie nehmen sich ein Blatt Papier und ziehen eine Linie in der Mitte nach unten. Auf die linke Seite schreiben sie die Horrorszenarien auf, so werden sie greifbarer. Im nächsten Schritt schreiben sie rechts auf, was sie in so einem Fall konkret tun würden. Wie könnten sie die Situation lösen, was für langfristige Konsequenzen hätte es.
Es ist eine Art Trockenübung, mögliche Situationen gedanklich durchzuspielen und nach Lösungsansätzen zu suchen.
Hier ist ein Beispiel: Dir wird dein Portemonnaie samt Bargeld und Kreditkarte gestohlen.
Zu aller erst solltest du deine Kreditkarte sperren lassen. Anschließend gehst du zur Polizei, um den Diebstahl zu melden. Hoffentlich hast du eine zweite Kreditkarte sicher im Hostel aufbewahrt und kannst dir neues Bargeld am Automaten ziehen. Kontaktiere nun deine Bank und erkundige dich, wie schnell sie dir Ersatz schicken können.
Es ist zwar ärgerlich, aber nicht das Ende der Welt. Natürlich kannst du nicht alle Situationen auf Reisen so leicht lösen, aber versuch konstruktiv zu denken. Im schlimmsten Fall, bei einem schweren Unfall oder wenn dir alles über den Kopf wächst, hast du immer die Wahl nach Hause zu fliegen.
Vorbereitung gibt Sicherheit
Neben den Gedankenspielen hilft dir Wissen weiter. Lerne von anderen Backpackern auf Reiseblogs, wie sie ihren Backpacking Alltag regeln. Recherchiere über dein Reiseziel. Sauge so viele Informationen auf, wie du brauchst. Nie zuvor war es so einfach, sich auf die Reise vorzubereiten.
Plane ruhig deine Reise durch. Was du dir alles anschauen willst. Wie du von A nach B kommst. Und wo du übernachten willst. Das gibt dir am Anfang Sicherheit.
Mit mehr Erfahrung kannst du die Vorbereitung immer weiter reduzieren.
Den ersten Schritt wagen
Die erste Hürde ist oft die größte, trotz guter Vorbereitung, wird dich deine erste Reise Überwindung kosten. Dann heißt es einfach machen.
Ich weiß noch, wie ich mit klopfendem Herzen auf meine erste Reise alleine gestartet bin. Zuerst kam der Bus nicht, dann war ich nicht auf der Liste. Aber irgendwann saß ich drin und eine Nacht später war ich da. Und von da an ergab eins das andere.
Nach dem ersten Trip hatte ich das Gefühl nicht mehr zu stoppen, zu sein. Ich hatte so viele Herausforderungen gemeistert und eine geile Zeit gehabt. Nichts konnte mich jetzt mehr aufhalten, ich wollte mehr vom Reisen haben.
Durch die positiven Erfahrungen wirst du dir immer mehr zutrauen. Starte einfach klein, mit einem Wochenendtrip oder einem einfachen Reiseland. Steigere dich langsam. So überforderst du dich nicht und kannst das Ganze trotz den Herausforderung genießen.
Sich drauf einlassen
Und eine Lektion habe ich gleich zu Beginn gelernt. Ich werde nie wissen, was alles auf mich zukommt und das garantiert Sachen schief laufen. Aber gleichzeitig wusste ich auch, dass ich mich davon nicht aufhalten lassen würde. Irgendwie gibt es immer einen Weg. Bleib einfach flexibel. Bitte um Hilfe. Und glaub an dich.
Alles fühlt sich am Anfang ungewohnt an. Das wird mit der Zeit besser.
Du lernst das die Ungewissheit ein Teil des Reisens als Backpacker ist. Aber gleichzeitig gewinnst du durch jede Reise mehr Erfahrungen und Situationen, die dich am Anfang noch ins Schwitzen bringen, meisterst du fortan mit links. Du wächst mit den Herausforderungen und vertraust auf deine Fähigkeiten.
Hört sich gar nicht so schlimm an oder?!
Auf Reisen kannst du viele Überraschungen erleben, positive wie negative. Mit der Zeit lernst du mit der Ungewissheit zu leben, es ist alles eine Frage des richtigen Mindsets. Denn das große Fragezeichen ist zeitgleich auch ein Versprechen, dass es garantiert nicht langweilig wird. Es bietet sogar viele Möglichkeiten, unglaubliche Dinge zu erleben, die du nie wieder vergessen wirst.
Blessed are the curious, for they shall have adventures. - Lovelle Drachman