Volunteering in Bolivien: Mich laust ein Affe
Tatsache, ich wurde von Affen gelaust, beklaut und gefüttert. All das ist in Bolivien passiert, als ich als Volunteer (Freiwilliger) in einem Tierpark mitgeholfen habe. Das Projekt La Senda Verde kümmert sich um Tiere, die aus der Gefangenschaft oder dem illegalen Tierhandel gerettet wurden. Ein wundervoller Ort, der jede helfende Hand benötigt. So kannst du Gutes tun und bekommst gleichzeitig die einzigartige Möglichkeit hautnah mit Affen, Vögeln, Bären und vielen anderen Tieren zu arbeiten. Was ein unvergessliches Erlebnis ist.
La Senda Verde in Bolivien
La Senda Verde ist ein Zufluchtsort für Tiere. Alles hat 2003 als Eco Lodge für La Paz’er begonnen, die mal raus aus der Stadt übers Wochenende wollten. Es liegt idyllisch im Tal der Yungas bei Coroico, direkt neben einem reißenden Fluss. Aufgebaut wurde das Camp durch das bolivianische Ehepaar Vicky Ossio und Marcelo Levy. Da jeder von ihrer Tierliebe wusste, kam schon bald nach der Eröffnung der erste Anruf eines Freundes, ob sie nicht ein Tier aufnehmen könnten, das aus der Gefangenschaft gerettet wurde. Platz genug hätten sie ja jetzt, meinte er. Bei einem blieb es natürlich nicht und so wuchs die Zahl neuen Bewohner stetig an.
Mittlerweile sind es über 500 Tiere (Stand 2013). Darunter sind viele Vögel- und Affensorten. Straßenhunde, die nicht mehr gehen wollen. Unzählige Wasser- und Landschildkröten krabbeln umher. Dann sind da noch die seltenen Andenbären, eine Ozelot Wildkatze und viele weitere. So ist das Areal immer größer und größer geworden. Ein Zufluchtsort für viele Tiere, die illegal verkauft werden sollten, misshandelt oder nicht tiergerecht gehalten worden sind.
Die Tiere kommen von Privatleuten oder werden direkt vom Schwarzmarkt gerettet. Organisationen, wie Animales SOS und auch die Regierung liefern Tiere bei ihnen ab. Seit 2009 sind sie nun offiziell eine „Non-Profit Organization“. Die bolivianische Gesetzgebung verbietet die wieder Auswilderung der Tiere, so dass der Park ständig weiter wächst. Finanziert wird er durch Übernachtungsgäste, Spenden, Besuchern und freiwilligen Helfern, die selber mitarbeiten und zusätzlich einen kleinen Geldbetrag beisteuern.
Und hier komme ich ins Spiel. Von anderen Reisenden habe ich von La Sende Verde erfahren und beschlossen zwei Wochen mitzuhelfen. Gesagt – getan. Es war eine unvergessliche Zeit. Und ich kann nur meinen Hut ziehen vor Vicky und Marcelo. Es ist beeindruckend, was sie hier aufgebaut haben. Jeder kann die Welt ein bisschen besser machen. Jede Hilfe und Unterstützung ist willkommen, ob in Form von Geld, durch einen Besuch oder als Volunteer (Freiwilligenarbeit).
Mehr Infos findet ihr unter: La Senda Verde
Die Tiere
In La Senda Verde leben eine Vielzahl unterschiedlicher Tierarten.
Die schwarze Klammeraffen (black-faced black spider monkey), die immer für eine Streicheleinheit zu haben sind.
Die Roten Brüllaffen (red howler monkey), dessen Rufe über mehrere Kilometer im Dschungel zu hören sind.
Die frechen Kapuzineraffen (black-stripped capuchin), die man wirklich nicht aus den Augen verlieren sollte. Da sie immer irgendetwas im Schilde führen.
Die scheuen Totenkopfäffchen (squirrel monkey), die du meist nur aus der Ferne auf der Insel im Fluss siehst.
Die sehr seltenen Brillen-/Andenbären (spectacled bear), die überraschenderweise mit Leichtigkeit auf Bäume klettern können.
Der Nasenbär (coati), der gerne nachmittags am Bauch gekrault wird und ein ruhiger Geselle ist. Etwas wilder geht es im Gehege der Tayra (Marderart) zu. Kaum hat man ihnen den Rücken zugewandt, springen sie liebend gerne einem auf den Rücken.
In La Senda Verde gibt es außerdem sehr viele Vogelarten.
Unter anderem die großen Aras, in blau-gelb als auch die roten.
Und den sensiblen Tucan, der gerne in Gesellschaft isst. Dafür wirst du ihm im hohen Bogen kleine Obststücke zu, das mag er am liebsten.
Ganz alleine lebt ein Kaiman in seinem Gehege, direkt neben den Schildkröten.
Aufgaben
Die Hauptaufgabe der Volunteers ist die Fütterung der Tiere und Reinigung der Gehege. In der Zwischenzeit beobachtest du, ob es allen gut geht oder es Auffälligkeiten gibt. So kommst du von Anfang an direkt in Kontakt mit den Tieren und wirst ermutigt dich aktiv einzubringen. Dinge auszubessern und Neues zu bauen, um den Tieren mehr Abwechslung zu bieten.
La Senda Verde ist in vier Bereiche aufgeteilt: 1. Affen, 2. Vögel, 3. Quarantäne für Neuankömmlinge, 4. Schildkröten und Bären. Während deines Aufenthalts arbeitest du in allen Bereichen. Langzeit-Volunteers arbeiten gezielt mit bestimmten Tieren zusammen, wie Affen oder Bären.
Der Tag beginnt früh um 7:30 Uhr und deine erste Aufgabe ist es die Tiere zu füttern. Danach geht’s zum Frühstück, bevor du den restlichen Vormittag die Gehege reinigst. Nach dem Mittagessen bleibt dir oft ein wenig Zeit, Dinge zu reparieren oder Spielzeug anzufertigen. In deiner Freizeit nach 17:30 Uhr kannst du die Affen besuchen und mit den anderen Freiwilligen relaxen.
Allgemeine Informationen
Unterkunft und Essen
Die Volunteers wohnen auf der anderen Seite des Flusses in einfachen Hütten. Teils im Mehrbettzimmer oder Doppelzimmer, je nachdem wie lange du bleibst und was verfügbar ist. Es gibt warme Duschen und du bekommst die Bettwäsche gestellt. Deine dreckigen Sachen waschen sie für dich.
Jeden Tag bekommst du drei Mahlzeiten, wenn du willst auch vegetarisch. Das Essen war immer sehr lecker und es gab ausreichend viel. Getränke und Snacks kannst du vor Ort kaufen.
Packliste
Alle paar Tage bekommst du ein neues Hemd zur Verfügung gestellt. Ansonsten brauchst du lange Hosen und robuste Schuhe für die Arbeit. Die langärmlige Kleidung ist ein guter Schutz gegen die nervigen kleinen Fliegen, die dich ansonsten am lebendigen Leib auffressen würden. Da du mit Tieren arbeitest, kannst du kein Mückenspray mit DEET verwenden. Bring also ein Mückenspray auf pflanzlicher Basis mit. Weiterhin brauchst du noch eine Taschenlampe oder Stirnlampe, um im Dunkeln den Weg zurück zur Unterkunft zu finden.
Packliste: lange Hose, robuste Schuhe, Mückenspray auf pflanzlicher Basis*, Taschenlampe*
Anreise
Von La Paz nimmst du einen Bus nach Coroico, der etwa 2,5 Stunden braucht. Von dort kannst du ein Taxi zu La Senda Verde nehmen, das etwa 7 Kilometer entfernt zwischen Yolosa und Yolosita liegt. Alternativ kannst du auch eine Mountainbike-Tour auf der Death Road machen, die alle rund um Coroico enden.
Weitere Informationen
Ausführliche Informationen zum Volunteering in La Senda Verde findest du hier.
Meine Erfahrungen
Ich habe die Arbeit mit den Tieren sehr genossen. Nach einer kurzen Einführung konnte ich direkt voll mit anpacken und mich nützlich machen. Die Tage waren sehr abwechslungsreich, da ich ständig in unterschiedlichen Bereichen gearbeitet habe. Besonders die Zeit mit den Affen war wunderschön. Diese Tiere faszinieren mich einfach. Sie sind so clever und verspielt. Jeder hat seinen ganz eigenen Charakter und schon nach kurzer Zeit lernt man sie auseinanderzuhalten.
Gerade weil es ein relativ kleines und junges Projekt ist, hast du hier die Chance mit vielen verschiedenen Tieren direkt zu arbeiten. Von Anfang wird dir Verantwortung übertragen und es wird begrüßt, wenn du dich aktiv mit eigenen Ideen einbringst. Die das Leben der Tiere verbessert und ihnen etwas zu tun gibt. So haben wir viele neue Klettergerüste für die Papageien gebaut und uns immer wieder neue Dinge einfallen lassen, um die Fütterungen spannender für die Tiere zu gestalten.
Die beiden Gründer sind wirklich eine große Inspiration, da sie mit vollem Herzen ihr Leben den Tieren gewidmet haben. Sie brauchen wirklich jede Unterstützung, egal ob in Geldform oder als Volunteer. Ich kann jedem nur empfehlen bei La Senda Verde mitzuhelfen.
Ein paar Dinge sind mir während meines Aufenthaltes klar geworden. Zwei Wochen sind bei weitem zu kurz, um die Tiere wirklich kennen und verstehen zu lernen. Von daher reizt mich der Gedanke einestages wiederzukommen, um mich intensiver um die Affen kümmern zu können. Die Zeit ist trotzdem nicht vergeudet, weil es genug alltägliche Aufgaben, wie die Fütterung und Reinigung gibt, wo jede helfende Hand gebraucht wird.
Damit so ein Projekt überleben kann, müssen Kompromisse gemacht und improvisiert werden. Die nicht unbedingt unseren hohen (westlichen) Erwartungen entsprechen, das muss man akzeptieren und die Situation realistisch betrachten. Bolivien ist ein armes Land und es wird ständig mehr Geld für den Erhalt für La Senda Verde gebraucht. Somit ist der Betrieb einer Tierauffangstation auch ein ständiger Überlebenskampf, wo man das bestmögliche tut, damit es den Tieren gut geht.
Hast du Lust Volunteering in Bolivien zu machen?
Falls du durch Bolivien reist und auf der Suche nach einem Volunteering-Projekt bist und gerne mit Tieren arbeiten willst. Dann komm nach La Senda Verde. Es ist ein wundervolles Projekt, das es wert ist unterstützen zu werden. Deine Hilfe wird hier wirklich gebrauchst, du machst einen Unterschied. Im Gegenzug bekommst du die Chance hautnah mit Affen, Vögeln und vielen anderen Tieren zu arbeiten, die du sonst nur aus dem Zoo kennst. Ein unvergessliches Erlebnis, das deine Reise bereichert.
Wo hast du als Volunteer gearbeitet?