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Work and Travel Japan: Interview mit Nathalie

Nathalie macht gerade Work and Travel in Japan. Warum sie sich gerade für Japan entschieden hat und wie es ihr gefällt, erzählt sie uns im Interview. Auf ihrem Reiseblog Reisewölkchen kannst du sie hautnah begleiten. Los geht’s!

 

Work and Travel in Japan – ein Erfahrungsbericht

Stell dich kurz vor

Mein Name ist Nathalie, ich bin 24 Jahre alt und komme aus Wesseling, einer Stadt zwischen Köln und Bonn. Ich bin ausgebildete Erzieherin und habe nach vier Jahren Berufsalltag gegen Japan eingetauscht. In meiner Freizeit lese ich sehr gerne, schreibe viel, fotografiere, höre Musik und reise (und wenn es nur in die nächste Großstadt ist).

 

Warum hast du dich für Japan entschieden?

Japan als Land hat mich schon immer angesprochen. Wahrscheinlich liegt die Ursache dafür in meiner Kindheit, die ich – was japanisches angeht, mit vielen anderen Personen meiner Generation teile: Anime und Manga. Durch Anime und Manga bin ich auf das Land gekommen, welches sich dahinter verbirgt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses Land nur knatsch bunte Zeichentrickserien hervorbringen konnte; da musste noch mehr sein. Also entschloss ich mich im Sommer 2014 mit einer Reisegruppe für zwei Wochen nach Japan zu reisen. In diesen zwei Wochen wurde mir bewusst, dass ich nicht nur der „übliche Touri“ sein wollte. Ich wollte hier leben.

 

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Wie gefällt es dir bisher?

Japan ist immer noch ein Traumland für mich, aber nicht mehr in dem Ausmaß, welches es einmal war. Ich bin immer noch gerne hier, weiß aber, dass ich hier keine Wurzeln schlagen möchte. In meinen bisherigen acht Monaten habe ich viele positive, aber auch negative Momente erleben müssen, was nicht nur mein Bild über Japan verändert hat, sondern auch mich als Person.

 

Bist du mit oder ohne Organisation in Japan?

Ich habe mich für eine Organisation entschieden. Es war mir wichtig, jemanden im Rücken zu haben, der mir bei Amtswegen helfen kann, weil ich mein Japanisch für solche Situationen nicht als ausreichend sehe. Sollte es für mich noch einmal in ein fremdes Land gehen, werde ich mich aber ohne Organisation auf den Weg machen… Nicht, weil meine Organisation schlecht ist – im Gegenteil – aber die Partnerorganisation vor Ort hat mir leider sehr wenig gebracht und das war für mich eigentlich der entscheidende Grund zu einer Organisation zu gehen.

 

Triffst du viele Work-and-Traveller?

Am Anfang war ich schockiert gewesen, wie viele deutsche Work-and-Traveller den Weg nach Japan auf sich genommen hatten. Ich war immerhin felsenfest davon überzeugt, dass immer noch Australien DAS Ziel für ein Work and Travel war… wie konnte man sich täuschen. Man begegnet relativ häufig Work-and-Travellern aus allen möglichen Ländern. Sind es keine Touristen, kann man meistens von Work-and-Travellern ausgehen.

 

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Wie gut sprichst du japanisch und wo hast du es gelernt?

Vor meiner Rundreise 2014 begann ich im April desselbigen Jahres mit Privatunterricht bei einer Japanisch-Deutsch Übersetzerin – eine Deutsche. Einmal in der Woche machte ich mich auf, in den Sushi-Laden, welcher ihrem Mann – einem Japaner – gehörte. Somit hatte ich beide Sprachen vertreten, was gerade für den Anfang eine enorm große Hilfe war. Nachdem für mich klar war, dass ich mit meinen Japanischstudien weitermachen wollte, schrieb ich mich in einen der Hauptkurse des JKI’s (Japanisches Kulturinstitut) in Köln ein. Sobald ich aus Japan wieder da bin, geht es auch bei beiden Stellen weiter.

 

Ich verstehe Japanisch wahrscheinlich mehr, als dass ich es selber spreche. Das liegt nicht daran, dass ich die Sprache nicht beherrsche, sondern an der inneren Blockierung und der Angst etwas falsch zu sagen. Viele meinen, dass man die gelernte Sprache doch gerade in diesem Land anwenden könnte, in der sie gesprochen wird. Leider nicht immer…

 

Wenn es dann die Momente gibt, in denen ich mich dazu überwinden konnte, mit einem Japaner Japanisch zu sprechen, erhalte ich meistens die Antwort auf Englisch – alles andere als vorteilhaft.

 

Wie klappt’s mit der Verständigung?

Die Verständigung klappt, obwohl es mir schwer fällt meine innere Blockade einzureißen, wunderbar. Meistens hilft man sich mit einem Mix aus Japanisch und Englisch, Händen und Füßen oder auch Zeichnungen (z.B. im Krankenhaus, wenn die Ärztin kein Englisch spricht, dir aber zu verstehen geben will, dass sie deine Wunde zu nähen hat…)

 

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Ist es leicht sich mit Japanern anzufreunden?

Jein. Tatsächlich lässt sich das so pauschal nicht sagen. Japaner sind doch eher ein Völkchen für und unter sich, außer wenn man das Glück hat auf Japaner zu treffen, welche Interesse an anderen Kulturen haben oder selbst einmal im Ausland gelebt haben. Gerade mit diesen Leuten kann man tolle Beziehungen und Freundschaften aufbauen, weil man mit ihnen ziemlich schnell auf ein Gesprächsthema, einen Nenner, kommt.

 

Wie findest du neue Jobs? Und was für Jobs sind das?

Die meisten meiner Jobs fand ich durch Online-Plattformen, die es für den japanischen Arbeitsmarkt beinahe zuhauf gibt. Ansonsten hat man die Möglichkeit über Freunde, Bekannte oder tatsächlich durch das Jobcenter „Hello Work“ an Arbeitsangebote zu kommen. Die Möglichkeit über „Hello Work“ etwas zu finden bot sich mir bisher nur ein einziges Mal. Ein weiteres Mal wollte ich nicht, da sie mich gleich an eine internationale Primary School vermittelten, alleine durch meine vorherigen Berufsjahre. Dass ich in dem Beruf aber nicht mehr arbeiten wollte, stand nicht wirklich zur Debatte.

 

In meinen acht Monaten habe ich aber auch ohne die Hilfe des Arbeitsamtes vielen Berufen nachgehen können: Erzieherin, Lehrerin (sowohl privat, als auch online und in Schulen), als Flyer-Verteilerin und Kellnerin für und in einem deutschen Restaurant, in einem Hostel und einen Job auf Japans größtem Weihnachtsmarkt.

 

Was sind typische Jobs für Work-and-Traveller?

Japan bietet wahrscheinlich wie in allen anderen Work-and-Travel-Ländern ähnliche Jobs an. Nur ist es hier meistens wichtiger, die Sprache – am besten auf einem hohen Niveau – zu beherrschen. Am geeignetsten ist eine Stelle als Lehrer für die jeweilige Muttersprache. Meistens auch nur für die Muttersprache. Als Deutscher Lehrer für Englisch zu sein gestaltet sich nämlich durchaus schwierig, weil die meisten einen Muttersprachler oder Muttersprachen-Niveau verlangen. Am besten mit Nachweis.

 

Prinzipiell kann man sich in Japan für fast alles bewerben, solange das Sprachniveau stimmt. Ob man allerdings genommen wird, steht auf einem anderen Blatt Papier.

 

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Wie viel Geld gibst du im Monat durchschnittlich aus? Und reicht das Geld, was du vor Ort verdienst?

Ich habe mir in Japan angewöhnt ein Haushaltsbuch zu führen, wie es tatsächlich die meisten Menschen hier auch tun. Je nach Standort gebe ich im Monat zwischen 350 bis 600€ aus; es kommt natürlich darauf an, wie gut ich es mir gehen lasse. Leider ist in diesen Zahlen die Unterkunft nicht mit enthalten. Je nachdem wie und wo man leben möchte (Hostel, Airbnb, Sharehouse,…) starten die Kosten meist noch einmal ab 300€. Somit kommt man monatlich irgendwo zwischen 650 – (wenn man ganz viel Pech hat) 900€ raus, was natürlich eine enorme Spannbreite ist. Meistens liege ich in der unteren Hälfte, was meine Ausgaben – ohne Miete – betrifft. Dies liegt aber vor allem daran, dass ich ziemlich geizig sein kann.

 

Somit reicht der monatliche Verdienst meistens nicht aus. Hinzu kommt leider noch das Problem, dass Japaner es nicht wirklich verstehen auf Bewerbungen zu antworten, weshalb man ggf. auch ohne Job Tage oder Wochen überbrücken muss.

 

Wie viel Geld hast du vorher gespart?

Wenn ich mich recht entsinne lag ich bei 5.500€. Die japanische Regierung verlangt bei Visumsbeantragung einen Nachweis von 2000€ plus ein Hin- und Rückflugticket. „Damit man sich die erste Zeit über Wasser halten kann.“ Nach meiner Annahme handelt es sich bei diesen Kosten, ohne Miete, um die ersten drei Monate.

 

Wo wohnst du, wenn du länger an einem Ort bleibst?

Das ist verschieden. Meistens lebe ich in Airbnb-Unterkünften, die zu diesem Zeitraum nur mir alleine gehören. Somit kann ich behaupten, meine erste eigene Wohnung hatte ich in Japan. Ansonsten hatte ich Monate in Shared-Häusern und für fast zwei Monate (mit einer Heimaturlaub-Unterbrechung) in dem Hostel, in dem ich gearbeitet hatte. Im zweiten Monat meines Work and Travels hatte ich sogar die Möglichkeit in einer japanischen WG zu wohnen, was auch sehr interessant war.

 

Arbeitest du immer oder bleibt auch Zeit zum Reisen?

Ich versuche einen Ausgleich zwischen dem Arbeiten und dem Reisen zu schaffen. Ich habe viele Freunde, Bekannte und Zimmernachbarn erlebt, welche erst einmal arbeiten und anschließend reisen wollten, aber warum sollte ich in dem Ort, in dem ich arbeite nicht auch herumreisen und Trips in die Umgebung unternehmen? Bisher bin ich mit dieser Devise auch sehr gut gefahren.

 

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Was waren bisher deine Highlights in Japan?

Mein größtes Highlight fand wohl relativ zu Anfang meines Work and Travels statt: der Aufstieg auf den Fuji-san. Dieser Berg gilt für mich heute als Inbegriff Japans und erinnert mich immer wieder daran, warum ich in dieses Land gekommen bin und warum ich es so liebe. Die meisten meiner späteren Highlights haben tatsächlich meistens etwas mit ihm zu tun. Sei es meine Reise nach Hakone oder der Tagesausflug nach Enoshima; immer hatte ich einen guten Blick auf diesen Vulkan.

 

Was sind die Schattenseiten?

Japan ist kein einfaches Land. Kein verrücktes Land, wie es die Medien meistens darstellen (wollen). Genau so wenig ist die japanische Sprache alles andere als einfach.

 

Schattenseiten können vieles sein. Schattenseiten des Landes, der Menschen oder der Leute, die genau wie man selbst in dieses Land gekommen sind. Und das ist eine mit der größten Schattenseite, mit der ich mich meist täglich beschäftigen muss.

 

Leider habe ich viele Work-and-Traveller kennengelernt, die einzig und allein wegen Anime und Manga in dieses Land gekommen sind. Waren sie vorher schon einmal hier? Nein. Kennen sie die japanischen Gepflogenheiten? Nein. Sprechen sie die Sprache? Nein.

 

Für jeden, der sich für dieses „kurze“ Leben in Japan vorbereitet hatte, war genau das öfter als einmal ein Schlag ins Gesicht. Meistens wunderten sie sich dann aber zusehends, warum sie zu Japanern keinen Draht aufbauen konnten.

 

Fest steht: Japaner sind ein höfliches Völkchen. Höflich heißt aber nicht gleich offen, weshalb es schwierig ist, so in die japanische Gesellschaft einzutauchen, wie man es sich gewünscht hätte.

 

Scheinbare Sprachbarrieren beider Seiten können auch so manche nötigen Gespräche unterbinden, z.B. dann wenn man wegen nasser Treppenstufen (ein Taifun hatte gewütet) ausrutschte und eben diese hinunterfiel. Selbst bei einer – leider – offensichtlichen Fleischwunde muss man nicht mit Hilfe rechnen. Ich möchte es keinem verübeln; selbstverständlich ist und kann man anderen Menschen gegenüber schüchtern und zurückhaltend sein, wegen der Sprache… Aber manchmal muss man über den eigenen Schatten springen.

 

Ich auch. Vor allem dann, wenn es um die Sprache geht.

 

Alles in allem ist Japan aber ein wundervolles Land, welches sich zu besuchen lohnt. In welchem Rahmen muss jedoch jeder für sich selbst entscheiden. Ob als Tourist oder Work-and-Traveller: es lohnt sich.

 

Nur eine Bitte an diejenigen, die einen längeren Aufenthalt planen: lernt Japanisch und scheut euch nicht es anzuwenden. Und solltet ihr auf Englisch eine Antwort erhalten, die zu eurer Frage passt: freut euch! Ihr wurdet verstanden.

 

Vielen Dank fürs Interview!

 

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