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Milchbar?! Warum du hier in Polen essen gehen musst

Hast du noch nie von den Milchbars in Polen gehört? Das ist der beste Ort, um günstige polnische Hausmannskost zu essen. Ein Relikt aus der Sowjetzeit, die bis heute überlebt hat. Ich helfe dir dabei, die polnische Speisekarte zu entschlüsseln, denn die kann am Anfang überwältigend sein. Und ich verrate dir natürlich, welche polnischen Gerichte du unbedingt probieren musst.

 

 Hast du schon meinen Backpacking Guide für Polen gesehen?!

 

Was ist eine „Bar Mleczny“ (polnische Milchbar)?

Der Ursprung

Der Name „Milchbar“ stammt aus der Zeit, als in den Bars vorwiegend Speisen aus Milchprodukten und vegetarische Gerichte angeboten wurden. Die ersten Milchbars sind bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, aber erst in der Nachkriegszeit wurden es aus der Not heraus immer mehr.

 

Ihren großen Boom erlebten sie dann während der Sowjetzeit, wo die Regierung Milchbars subventioniert haben, damit sich jeder eine warme Mahlzeit leisten konnte. Im nüchternen Kantinen-Stil wurden überall Milchbars eröffnet, die sehr einfach ausgestattet waren. Schon damals hatte jede Bar eine andere Speisekarte und war für ihre eigenen Finanzen verantwortlich.

 

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Milchbars heute

Mittlerweile gibt es kaum noch Milchbars, aber ganz verschwunden sind sie nicht. In den letzten Jahren eröffnen sogar neue, die moderner eingerichtet sind und dem ganzen einen frischen Touch verleihen. Sie sind noch die Ausnahme, aber eine nette Abwechslung.

 

Insgesamt ist das Angebot in den Milchbars viel größer geworden und es werden vor allem Fleischgerichte verkauft. Nur eins ist geblieben, die simple Ausstattung und die niedrigen Preise. Schon für zwei bis vier Euro kannst du dich hier an polnischer Hausmannskost satt essen.

 

Milchbars werden von allen Leuten genutzt, junge Studenten, Anzugträger, Handwerker, Familien und die alte Oma von nebenan. So wird es nie langweilig beim Essen, selbst wenn du alleine unterwegs bist.

 

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Gebrauchsanleitung für die Milchbar

Die erste Herausforderung ist eine Milchbar zu finden, da sie nicht immer den Namen „Bar Mleczny“ tragen. Während der Mittagszeit ist es besonders einfach zu beobachten, in welchen Bars Leute verschwinden und an der Theke erkennst du schnell, ob du fündig geworden bist.

 

Auf einer Tafel siehst du dann das Angebot mit den jeweiligen Preisen. Nicht immer ist alles täglich vorrätig, aber das findest du schnell heraus. Hast du dich entschieden bestellst du an der Theke dein Gericht oder wählst aus dem Buffet aus. Am Ende bezahlst du an der Kasse. Nimm dir Besteck und such dir einen freien Platz.

 

Viele Milchbars öffnen morgens zum Frühstück und schließen bereits am späten Nachmittag. Sonntags haben sie geschlossen.

 

Die Speisekarte in Milchbars entschlüsseln

 

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Das gibt’s zum Frühstück

  • Jajecznica na maśle: Rührei und mit Speck heißt es Jajecznica na boczku
  • Jajka sadzone: Spiegelei
  • Bułka z …: Belegtes Brötchen mit Käse (serem), Schinken (szynką) oder Salami (salami)
  • Naleśniki: Dünner Eierpfannkuchen mit süßem oder herzhaftem Belag. Zum Beispiel mit Äpfeln (jabłkami), süßem Quark (serem) oder Spinat (szpinakiem)
  • Racuchy: In Fett gebackene Hefepfannkuchen, häufig mit Apfelstücken oder Heidelbeeren. Keine leichte Kost, aber sehr lecker.

 

Obst als Belag: Äpfeln (jabłkami), Erdbeeren (truskawkami), Kirchen (wiśniami), Blaubeeren (jagodami) oder Pflaumen (śliwkami)

 

Getränke

  • Kawa: Kaffee mit Milch (mleko) und Zucker (cukry)
  • Herbata: Tee
  • Kompot: Fruchtsaft, vom Obst einmachen
  • Maślanka & Kefir: Buttermilch und Kefir

 

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Zupa: Suppen & Eintöpfe

Ein kleine Warnung für Vegetarier vorweg, die meisten Suppen basieren auf einem Fleischsud aus Rindfleisch oder Hühnchen. Die Suppen gibt es ergänzend teilweise mit Nudeln (makaronem) oder Reis (ryŻem).

 

  • Barszcz: Rotebeetesuppe mit Teigtaschen (kołdunami), mit Ei (jajkiem) und als ukrainische (ukrainski) Variante
  • Chłodnik: Kalte Rotebeetesuppe mit Kefir, die eigentlich typisch für das Baltikum ist.
  • Rosół: Hühnersuppe
  • Jarzynowa & Pomidorowa: Gemüse- und Tomatensuppe
  • Grochowa & Zalewajka: Erbsen- und Kartoffelsuppe
  • Pieczarkowa & Koperkowa: Pilz- und Dillsuppe
  • Ogórkowa: Suppe aus eingelegten Gurken, daher der leicht säuerliche Geschmack. Sie wird meist mit Schmand gegessen.

 

  • Krupnik: Graupensuppe mit Speck und Kartoffeln
  • Kapuśniak: Kohlsuppe
  • Bigos: Herzhafter Kohl-Eintopf mit Weißkohl, Sauerkraut, Pilzen und vielen weiteren Zutaten. Jeder Koch hat sein eigenes Rezept. Bigos ist ein Klassiker in Polen, das du probieren musst.
  • Żurek: Saure Mehlsuppe aus vergorenem Roggenschrot mit unterschiedlichen Zutaten. Traditionell wird sie in einem ausgehöhlten Brotlaib serviert, jedoch nicht in Milchbars.
  • Flaki: Suppe mit Innereien (Rinderpansen) und Gemüse

 

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Pierogi: polnische Teigtaschen

Pierogi sind immer eine gute Idee. Sie sind super lecker und machen satt. In den Milchbars findest du die Klassiker mit herzhaften und süßen Füllungen. In modernen Restaurants gibt es darüber hinaus kreative, ausgefallene Kreationen, die du nicht verpassen darfst.

 

  • Ruskie: „Russische Piroggen“ mit Kartoffel-, Zwiebel- und Quarkfüllung. Ein Klassiker mit einem simplen Geschmack, fast ein wenig fad.
  • Mięsem: Mit Schweinehackfleisch
  • Kapustą i grzybami: Mein Favorit, die mit Sauerkraut und Pilzen gefühlt sind.
  • Serem: Süße Piroggen mit Quarkfüllung
  • Leniwe: Eier-Quark-Teigtaschen, die meist mit Sahne und Zucker serviert werden.

 

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Typische polnische Hauptgerichte

Viele Gerichte sind mit Fleisch, vor allem Schweine- (wieprzowina) und Rindfleisch (wołowina).

 

  • Kotlet schabowy: Paniertes Schweinekotelett, das meist mit Kartoffelpüree und Gemüse serviert wird.
  • Golonka: Schweinshaxe mit Sauerkraut
  • Zrazy: Rinderroulade mit Salzgurke, Zwiebel und Speck in der Mitte
  • Gołąbki: Kohlroulade (Krautwickel) mit Reis-Hackfleischfüllung und Tomatensoße
  • Klopsy w sosie pomidorowam: Hackfleischbällchen mit Tomatensoße
  • Makaron z sosem bolo´nskim: Spaghetti Bolgonese
  • Filet z indyka: Hähnchenbrustfilet
  • Filet z ryby: Fischfilet

 

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Die Beilagen

Der Teil ist einfach, da du im Buffet einfach auf das zeigen kannst, was du essen willst.

 

  • Kotlet mielony: Frikadelle
  • Kiełbasa: Würstchen
  • Ziemniaki: Gekochte Salzkartoffeln, oft mit Dill
  • Placki kartoflane: Kartoffelpuffer (Reibekuchen)
  • Kopytka: Eine kleiner Kloß aus Kartoffelmehl, die an italienische Gnoccis erinnern.
  • Kluski śląskie: Die „Schlesische Klöße“ findest du in Südpolen, sie schmecken ähnlich wie die Kopytkas.
  • Kasza gryczana: Buchweizen
  • Krokiety: Kroketten mit herzhafter Füllung, die an die niederländischen Kroketten erinnern.
  • Sałatka: Salat allgemein und im einzelnen als Rohkostsalat: Tomaten- (Pomidorowa), Möhren- (marchwi), Gurken- (mizeria), Weißkohl- (białej kapusty), eingelegter Rotebeete Salat (´cwikła zasma´zana)
  • Warzywa z wody: Gekochter Gemüsemix

 

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Dessert & Kuchen

Viele Milchbars haben eine kleine Dessertauswahl und manchmal Kuchen. Ansonsten ist meist die nächste Bäckerei nicht weit weg, wo du eine gute Ausfall an Teilchen und Kuchen vorfindest.

 

  • Galaretka: Früchtegelee
  • Budy´n: Pudding
  • Szarlotka: Apfelkuchen
  • Sernik: Käsekuchen, oft mit Rosinen oder Schokostreusel
  • Makowiec: Mohnstrudel
  • Babka: Napfkuchen
  • Kremowki: Sahnetorte mit Blätterteig
  • Kremówka: Teilchen gefühlt mit Vanille-Creme
  • Kluski: Normalerweise ein Kloß, aber in Südpolen waren es süße Germknödel (Dampfnudeln), die mit diversem Obst (Apfel, Beeren) gegessen wird.

 

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Streetfood

Zum Abschluss noch ein paar Klassiker, die du an kleinen Ständen in der Stadt kaufen kannst.

 

  • Zapiekanki: Überbackenes Baguette mit unterschiedlichem Belag. Ein Klassiker.
  • Obwarzanek: Sesamring
  • Pączki: Wie ein flacher Berliner, ein in fett gebackenes Teilchen mit Marmeladen-Füllung.

 

Lass es dir schmecken!

 

Und hier geht’s zum meinem super ausfürhlichen Polen-Reisefüher.

 

 

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