Travel Simple: Als Minimalist reisen
Für mich, als Backpacker, bedeutet Minimalismus viel mehr, als nur mit leichtem Gepäck zu reisen. Es ist ein Versuch sich von möglichst viel Ballast zu befreien, seien es Pläne, Erwartungen oder Ablenkungen. Um sich dann auf das Wesentliche, das Reisen, zu konzentrieren. Viel zu schnell verlieren wir uns. Durch die Vereinfachung finden wir zurück zur Leichtigkeit des Reisens.
Hier sind ein paar Inspirationen, wo du anfangen kannst:
(Einige Punkte wirst du schon kennen, aber es schadet nie an sie erinnert zu werden. So geht’s mir jedenfalls.)
Weniger ist mehr
Reisepläne
Voller Vorfreude planst du daheim deine gesamte Reise. Nur um vor Ort deinem Plan hinterher zu jagen. Punkt für Punkt arbeitest du die Liste ab und kannst es dabei gar nicht richtig genießen. Das muss nicht sein.
Mach deine Recherche, aber belasse es bei Ideen.
Ich bereue es immer, wenn ich mich mir vor der Reise keine Zeit für die Recherche genommen habe, da ich dann meist der Herde folge. Daher macht es auf jeden Fall Sinn sich vorab zu informieren. Aber es dann locker anzugehen, und zu schauen, was passiert. Welche Tipps du von anderen Backpackern bekommst. Was für Möglichkeiten sich unterwegs ergeben. Das lässt dir Raum für Spontanität.
Gepäck
Der Drang für jede Situation gewappnet zu sein, kenne ich nur zu gut. Auf meinem ersten Backpacking Trip war mein Rucksack 18 Kilogramm schwer. Ich kam mir wie eine Schnecke vor, die ihr Haus auf dem Rücken trägt. Irgendwann war ich es leid und habe über die Jahre mein Gepäck immer weiter reduziert. Heute reise ich nur noch mit Handgepäck und ich will nicht mehr zurück.
Ein Minimalist reist natürlich mit leichtem Gepäck!
Probier es einfach aus, dann wirst du mich verstehen. Es macht das Reisen so viel einfacher, im wahrsten Sinne leichter. Und damit meine ich nicht nur das Gewicht deines Rucksacks. Du bist mobiler unterwegs. Du ersparst dir Stress. Du kannst abenteuerlicher reisen. Du musst auf weniger Dinge aufpassen. Du behältst leichter den Überblick.
Fortan kaufst du unterwegs nur neuen Kram, wenn du ihn auch wirklich brauchst. Das spart dir Gewicht, Geld und Zeit, die du sonst beim Shopping verschwendest.
Einfaches Reisen
Mit weniger zufrieden sein
In einer Bambushütte am Strand übernachten und mit dem Meeresrauschen einschlafen. Klingt traumhaft oder? Kostenlos mit im Paket sind Spinnen, heiße Nächte ohne Klimaanlage, überall ist Sand und du kannst nichts draußen rumliegen lassen. Jetzt hast du die Wahl: Konzentrierst du die auf die schönen Seiten oder all die Unannehmlichkeiten?
Weniger Komfort = günstiger Reisen
Manchmal ist die Motivation seine Ansprüche herunterzuschrauben das Geld. Reist du durch teure Länder, wie Australien, ist das Hostel oft die preisgünstigste Unterkunft. Auch einen Mietwagen wirst du dir wahrscheinlich nicht gönnen, sondern den Bus nehmen.
Neben der Geldersparnis ist es eine gute Übung mit weniger okay zu sein. Sich von äußeren Einflüssen weniger beeinflussen zu lassen und vermeintlich selbstverständliche Dinge mehr zu schätzen.
Näher dran sein
In vielen Ländern ist es einfach in einer Backpacker-Blase zu leben. In Hostels zu übernachten, in Restaurants für Touristen mit westlichen Gerichten zu essen und mit dem VIP-Bus voller Backpacker zu fahren. Im Local Bus erwarten dich durchgesessene Sitze und flatternde Hühner. Beim Street Food bist du dir nie ganz sicher, was du gerade isst.
Die Komfortzone verlassen
„Mittendrin, statt nur dabei“ – könnte der Slogan sein. Für manche bedeutet das mehr Stress, als Genuss. Daher ist es wichtig, selber herauszufinden, wo deine Grenzen liegen. Mit der Zeit kannst du deine Komfortzone immer mehr erweitern, um näher dran zu sein, an den Menschen und tiefer in eine fremde Welt einzutauchen.
Bewusst Geld ausgeben
Ein minimalistischer Backpacker schaut nicht unbedingt auf jeden Euro, aber gibt bewusst Geld aus. Ich bin ein bescheidener Mensch und brauche nicht viel. Aber ich scheue mich nicht durch ein teures Land zu reisen oder viel Geld für einen Ausflug auszugeben.
Stell dir einfach die Frage: Ist es mir wert?
Solange du die Frage mit ja beantwortest, ist alles okay. Nur wenn du das Gefühl hast, dass dir das Geld in den Fingern zerrinnt. Dann macht es Sinn eine zeit lang genauer aufzuschreiben, wo du dein Geld ausgibst. Ansonsten reicht es vielleicht monatlich den Kontostand zu kontrollieren, und im Alltag aufmerksam zu sein.
Loslassen
Minimalismus bedeutet aber auch loszulassen, von Ängsten, Sorgen, Erwartungen und Vorstellungen.
Angst vorm Ungewissen
Auf einer Reise kann so viel passieren: du kannst krank werden, einen Unfall haben, Heimweh bekommen, dich einsam fühlen, überfordert oder gelangweilt sein, dich nicht wohlfühlen, enttäuscht werden, das Essen nicht mögen oder dich verlaufen. Lässt du deinem Kopfkino freien Lauf, wirst du nie in das Flugzeug steigen.
Fokus auf das Jetzt
Lerne okay zu sein, nicht alles im Voraus zu wissen. Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Das hindert dich zu Hause nicht daran, dein Leben zu führen. Auf Reisen gibt es mehr ungewisse Faktoren, aber du wirst Wege finden einige zu reduzieren und mit der Erfahrung kommt auch mehr Sicherheit. Außerdem lernst du auf Reisen eine wichtige Lektion, in Realität sind viele Situationen weniger dramatisch und es gibt immer einen Lösung, wie es weiter geht.
Erwartungen
Enttäuscht denkst du: „Auf dem Foto sah der Wasserfall aber imposanter aus.“ Das ist das Problem mit Erwartungen, du wirst Enttäuschungen erleben. Von daher lebt es sich besser ohne. So gehst du unbefangener mit der Situation um, und lässt dich drauf ein, ohne Erwartungen an Orte, Erlebnisse oder Menschen zu haben.
Einfach loslassen und Dinge hinnehmen
Wie die Langsamkeit in Asien, und nicht ungeduldig zu denken, dass könnten sie aber so und so schneller machen (schuldig). Nicht alles läuft so, wie du es gewohnt bist. Jetzt heißt es tief durchatmen und loslassen. Du kannst es eh nicht ändern und es ist den Frust nicht wert. Du weißt nie, was dich erwartet, daher einfach locker machen und das Beste draus machen.
Vergleichen
Wer viel reist, rutsch leicht in den Vergleich-Modus: „Der Strand ist ganz nett, aber der in XY war viel schöner.“ Der einzige Ausweg scheint zu sein, höher, schneller, weiter zu wollen. Aber das ist falsch.
Reisen ist kein Wettbewerb
Jeder Ort hat seine Besonderheiten, die Kunst besteht darin zu lernen, sich über die kleinen Dinge zu freuen. Schönheit in jedem Moment zu finden. So bleibt das Reisen spannend und du kannst es mehr genießen.
JOMO statt FOMO
JOMO – Joy of Missing Out
Instagram & Co. tragen einen großen Teil zur FOMO (Fear of Missing Out) bei. Immer hast du das Gefühl etwas zu verpassen. Dein Feed sieht bei weitem nicht so glamourös aus, wie bei anderen. Also begibst du dich auf die Jagd nach den spektakulärsten Aussichten, den besten Erlebnissen, dem Hipster-Essen und den coolsten Partys. Aber ist es Stress wirklich wert?!
Zeit zum Durchatmen
Statt dich von der FOMO-Angst treiben zu lassen, solltest du eher an JOMO (Joy of Missing Out) Gefallen finden. Du kannst sowieso nicht alles sehen und oft vergisst du bei dem ganzen Hype dich selber. Eine lange Reise ist anstrengend, also gönne dir lieber zwischendurch Pausen, um Erlebnisse zu verarbeiten und zu reflektieren. So findest du heraus, was dir gut tut und was dir Spaß macht. Um deine eigene Reise mehr an deine Bedürfnisse und Wünsche anzupassen.
Um das zu schaffen, musst du lernen nein zu sagen.
Langsam Reisen
Die ersten Monate meiner Weltreise waren gefühlt mit Aktivitäten. Selten bin ich länger als ein bis drei Tage an einem Ort geblieben. Ich war den ganzen Tag unterwegs und bin nachts todmüde ins Bett gefallen. Ich war hungrig auf die Welt.
Das Tempo drosseln
Ansonsten droht der Reise-Burnout und du kannst das Reisen nicht mehr genießen oder dein Körper macht schlapp. Und wozu der ganze Stress, du hast doch noch dein ganzes Leben zum Reisen.
Mein Tipp: Lieber langsamer, dafür aber intensiver ein Land bereisen.
Präsent sein
Den Moment erleben
Auf Reisen ist es einfacher im Hier und Jetzt zu leben. Aber du verfällst leicht in den Planer-Modus, wo du gedanklich bereits in den nächsten Stationen, in der Zukunft, bist. Ohne den Moment zu genießen.
Es bleibt eine Herausforderung präsent zu bleiben, um sich wirklich auf den Moment einzulassen. Viel zu leicht lassen wir uns ablenken.
Kamera in der Tasche lassen
Vor allem das Smartphone ist Fluch und Segen zugleich. Mit ihr sind wir verbunden mit allen und haben ein viel stärkeres Bedürfnis unsere Erlebnisse teilen zu wollen. So weit sogar, dass die Gefahr besteht, dass wir Orte mehr am Bildschirm, als mit unseren eigenen Augen sehen.
Der Wunsch nach Likes auf Social Media und positivem Feedback auf Nachrichten, verstärkt den Effekt sogar. Dann ist es an der Zeit, das Handy in der Tasche zu lassen und den Moment einfach zu genießen, ganz ohne Ablenkungen.
Weniger Fotos machen
Dieser Punkt gehört wohl eher in die Kategorie „weniger ist mehr“, aber er passt gerade. Denn was machst du mit all deinen Fotos? Wahrscheinlich werden sie später auf einer Festplatte oder in der Cloud verwahrlosen. Besonders wenn du viel reist.
Also, was tun?!
Versuch weniger Fotos zu machen, und zeitnah Bilder auszusortieren und nur die schönsten zu behalten. In eine überschaubare Auswahl an Fotos wirst du viel eher mal reinschauen oder anderen Leuten zeigen. Es ist weniger überwältigend.
Fazit: Was sind die Vorteile als Minimalist zu reisen?!
Durch die Reduzierung und Vereinfachungen bekommt das Reisen mehr Tiefe. Gleichzeitig verschaffst du dir mehr Raum zum Atmen für dich selber und für Spontanität. Und es bringt eine gewisse Leichtigkeit mit sich, so bleibt das Reisen frisch und aufregend.
Minimalismus befreit von Ablenkungen und lenkt die Aufmerksamkeit aufs Wesentliche, in diesem Fall das Reisen und wie du sie erlebst.
Aber ich kann dir viel erzählen. Probier es selber aus und schau, was passiert.